Helden in der Kommunalverwaltung: Innovative Ansätze für erfolgreiche Veränderungsprozesse
von Marina Romaschin, Geschäftsbereichsleitung Strategie und Kommunikation
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„Mit der Zeit gehen“ ist einfach daher gesagt, fällt aber Organisationseinheiten, deren Existenz nicht direkt vom marktgerechten Handeln abhängt, häufig schwer. Die öffentliche Verwaltung gehört dazu und so ist es umso wichtiger, dass die zukünftigen Herausforderungen und damit verbundenen Ziele erreicht werden. Dass Veränderungen in Kommunalverwaltungen sowohl in zeitlicher, wirtschaftlicher als auch inhaltlicher Dimension nicht so realisiert werden können, wie es sich die Entscheidungsträger und Bürgerschaft wünschen, hat mannigfaltige Ursachen. Die klassischen Ansätze der Organisationlehre bringen in einigen Themenfeldern nicht die gewünschten Ziele hervor und so ist es zwingend notwendig nach innovativen Ansätzen für Veränderungsprozesse Ausschau zu halten. Genau dieses Ziel wird beim Heldenprinzip verfolgt. Ein der Ansatz, welcher auf eine höhere Effektivität und Effizienz abzielt und es erfordert, den Fokus auf die Hauptprotagonisten zu setzen: die betroffenen Menschen. Insbesondere die stärkere Berücksichtigung sozialer Präferenzen und menschlicher Vernetzungen sollen einen Denkanstoß für zukünftige Veränderungsprozesse, Arbeitsweisen, Dienstleistungs- und Prozessoptimierungen sowie kontinuierliche Verbesserungen der eigenen Stärken bieten.
Schlüsseltrends wie Digitalisierung, Beteiligung, Integration und Stärkung von Vertrauen in die Verwaltung bekräftigen die Argumentation durch die Forderung, dass jedes Mitglied einer Organisation im Rahmen von Veränderungsprozessen erreicht werden muss. Während die klassischen Methoden und Ansätze von Organisationsentwicklung, längst durch ein modernes Change-Management ergänzt bzw. abgelöst wurden, drängt sich die Erkenntnis auf, dass es zwingend notwendig und sinnvoll erscheint, zum einen die sozialen Präferenzen aller Beteiligten stärker in den Fokus zu stellen zum anderen vernetzter und interdisziplinärer zu denken. Ein Veränderungskonzept ist auf die Einstellung, Werte und Normen der Organisationsmitglieder gerichtet und hat zum Ziel, die Menschen, die durch den Wandel betroffen sind, an diesem aktiv zu beteiligen und in den Veränderungsprozess zu integrieren.
Die Beachtung sozialer Präferenzen versucht dabei die verschiedenen Denkweisen der kommunalen Entscheidungsträger genauer zu charakterisieren und zu erklären. Soziale Präferenzen sind hypothetische Motive, welche beim Treffen von Entscheidungen einen Einfluss nehmen, indem sie das Ergebnis der Entscheidung für andere Personen berücksichtigen. Typische Beispiele hierfür sind Reziprozität, Altruismus oder Ungleichheitsaversion. Sie verdeutlichen, dass Menschen ökonomische Prozesse nicht nur egoistisch gewinnorientiert betrachten, sondern auch den Profit der anderen Menschen betrachten.
Die Herkunft der sozialen Präferenzen wird in der Evolution des Menschen vermutet: sie setzt sich in ihren Grundpfeilern zum einen aus der Genetik und zum anderen durch das soziale Umfeld in den ersten Lebensjahren eines Menschen zusammen. Die Bezugspersonen eines Kindes können durch falsches oder richtiges Verhalten die genetisch bedingten Ausprägungen verstärken oder auch abmildern.
Nahezu jeder Mensch verbindet etwas mit dem Begriff „Held“. Typische Assoziationen und Merkmale, die man einem Helden zuschreibt, sind beispielsweise Begeisterung für eine Vision, Energie für besondere Kämpfe, hohe Motivation für unbekannte Ziele oder Klugheit. Dabei bleibt die Bedeutung von Sagen oder Märchen wie „Rotkäppchen und der böse Wolf“, „Hänsel und Gretel“ oder „Das tapfere Schneiderlein“ meist ein Leben lang im Gedächtnis eines Menschen. Ein Held ist die Metapher für Akteure in Entwicklungsprozessen. Das Heldenprinzip beschreibt eine dazugehörige Grundstruktur in drei Akten des Wandels: Aufbruch, Abendteuer und Rückkehr. Zusammengesetzt ergibt sich das Heldenprinzip als ein transrationales Referenzmodell mit dem Zugang zu unbekannten Potenzialen. Zum einen im Unsichtbaren, z. B. einer Unternehmenskultur und zum anderen des Unbewussten, beispielsweise die Persönlichkeit der Betroffenen. Dieser Ansatz stellt eine Mischung aus kulturellem Erfahrungsschatz der Menschen sowie wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Managementlehre, Psychologie und Kunst dar. Wie lassen sich Innovationen und Veränderungen sinnhaft gestalten und die dazu notwendigen Kompetenzen entfalten? Geschichten, Märchen und Mythen waren heilsam in Zeiten des Kummers und der Krisen, hilfreich für Erkenntnisse und Entscheidungen, aber auch wertvoll für Sehnsüchte und Visionen. Sie bilden ein Archiv von Menschheitsgeschichten, eine Schatztruhe des kollektiven Orientierungswissens, das über Generationen und Kulturen aufgefüllt und ergänzt wurde. Dabei stellen Sie keine sinnfreien Geschichten dar, sondern versuchen den Menschen Verhaltensempfehlungen zu geben.
Im Laufe der Zeit entwickelte die Gesellschaft jedoch mehr Vertrauen in wissenschaftstheoretische Erklärungen für die Gewinnung von Erkenntnissen und verlor das Vertrauen in die Erklärung durch Geschichten, Märchen und Mythen. Eine wissenschaftliche Theorie grenzt sich insbesondere durch ihre klare Objektivität von den sehr subjektiven Mythen ab. Möglicherweise könnte die Verbindung von rationaler Wissenschaft und Mythen in Form von kollektiven Weisheiten und einem im Unterbewusstsein verankerten Erfahrungsschatz als Wissensressource dienen, um so eine ganzheitliche Betrachtung für eine optimale Veränderungskultur zu generieren. Auch – oder sogar gerade – in einer Kommunalverwaltung stehen die Akteure als Persönlichkeiten im öffentlichen Fokus. Sie haben in kürzester Zeit hohe Anforderungen in der vielfältigen Aufgabenwahrnehmung zu bewältigen und können durch die Kombination von Rationalität und Intuition anstehende Veränderungsprozesse auf eine allumfassende sowie innovative Art positiv gestalten. Das Heldenprinzip unterstützt hierbei den proaktiven Umgang mit dem Ungewissen und das Freisetzen der eigenen kreativen Ressourcen.
Veränderungen in der Kommunalverwaltung sind dringend notwendig. Sowohl der bürokratische Ansatz als auch das Neue Steuerungsmodell haben nicht die notwendigen Veränderungen und Ergebnisse gebracht. Die Besonderheiten der öffentlichen Kommunalverwaltung wirken stärker als der Druck Veränderungsprozesse proaktiv anzugehen. Helden und soziale Präferenzen könnten hier als alternativer Ansatz dienen, um die starren sowie teils wenig fantasie- und einfallsreichen Vorgehensweisen aufzubrechen. Das Heldenprinzip stellt einen innovativen und optionalen Ansatzpunkt zur besseren Zielerreichung dar, indem sie eine gute Kombination aus objektiv wissenschaftlicher Erkenntnistheorie und urmenschlichen tradierten Beweggründen bieten. Dabei ist eine stärkere Berücksichtigung des neuen subjektiven Blickwinkels ist quasi risikolos.
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